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Barmherzige Schwestern vom heiligen Kreuz

Die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz, auch Kreuzschwestern genannt, sind eine weltweite Ordensgemeinschaft der römisch-katholischen Kirche, die 1856 vom Kapuziner Theodosius Florentini und Schwester Maria Theresia Scherer gegründet wurde. Ihr Mutterhaus befindet sich in Ingenbohl, Kanton Schwyz. Die Schwestern wurden für ihre Pflegearbeit während Pocken- und Typhusepidemien sowie in Kriegen geehrt. 1941 erreichte der Orden mit 9638 Schwestern seinen Höchststand. Heute sind etwa 2600 Schwestern in 18 Ländern aktiv.

Das indische Kastensystem

Das indische Kastensystem, ein Jahrtausende altes System zur sozialen Stratifizierung, unterteilt die Gesellschaft in vier Hauptkasten (Brahmanen, Kshatriyas, Vaishyas, Shudras) und eine untergeordnete Gruppe (Dalits). Berufswahl und Heiratsentscheidungen wurden traditionell innerhalb dieser Struktur getroffen. Das Manusmriti, ein alter hinduistischer Text, beschreibt dieses System und legt soziale, rechtliche und religiöse Normen fest. Obwohl die Bedeutung der Kaste in städtischen Gebieten abgenommen hat, besteht sie in ländlichen Regionen und bestimmten Berufen fort.

Fehlende Verzichtserklärungen

Das schweizerische Adoptionsrecht schreibt vor, dass die leiblichen Eltern der Adoption ihres Kindes zustimmen müssen. Eine Untersuchung in den Kantonen Zürich und Thurgau zeigt, dass die Verzichtserklärung der indischen Eltern in vielen Fällen fehlte. Indische Gerichte behielten diese Dokumente systematisch unter Verschluss. Die Schweizer Behörden bekamen diese Dokumente nicht zu Gesicht, stimmten den Adoptionen aber trotzdem zu.

Indisches Recht

Zwischen 1973 und 2002 gab es in Indien kein allgemeines Adoptionsgesetz, nur den Hindu Adoption and Maintenance Act von 1956, der Adoptionen für hinduistische Paare regelte. Nicht-Hindus durften nur die Obhut eines Kindes übernehmen, gemäß dem Guardians and Wards Act von 1890. Die rechtliche Unsicherheit bei internationalen Adoptionen führte in den 1970er- und 1980er-Jahren zu Kontroversen. Ein wegweisendes Urteil des Obersten Gerichtshofs 1984 regelte, dass ausländische Paare die Obhut übernehmen und die Adoption im Heimatland vollziehen mussten.

Jo Millar

Jo Millar (1939–2012) aus Genf vermittelte ab 1979 indische Kinder zur Adoption in die Schweiz, obwohl sie erst 1983 dafür die notwendige Genehmigung erhielt. Trotz Kritik, unter anderem von indischen Politikern, setzte Millar ihre Tätigkeit bis in die späten 1980er-Jahre fort, unterstützt von der prominenten indischen Sozialreformerin Tara Ali Baig.

Mangelhafte vormundschaftliche Vertretung

Indische Kinder konnten in der Schweiz erst nach einem mindestens zweijährigen Pflegeverhältnis adoptiert werden. Sie brauchten von Gesetzes wegen während dieser Zeit eine vormundschaftliche Person an ihrer Seite, die ihre Rechte wahrnahm. Die Analyse einer Stichprobe von 24 Adoptionen in den Kantonen Zürich und Thurgau zeigt, dass diese rechtliche Vertretung in 20 Fällen unzureichend war.

Milton McCann von Terre des hommes (India) Society

Die Terre des hommes (India) Society wurde 1976 von Milton McCann und einem Swissair-Piloten in Kalkutta gegründet. McCann arbeitete ab 1972 mit Terre des hommes in Lausanne zusammen und vermittelte indische Kinder zur Adoption in die Schweiz. Interne Konflikte bei Terre des hommes führten damals zur Spaltung, wobei die Lausanner Sektion an internationalen Adoptionen festhielt. McCann war Jahrzehnte lang ein wichtiger Kooperationspartner in Indien. Die Zusammenarbeit wurde 1996 nach einem Pädophilie-Vorwurf beendet.

Missionarinnen der Nächstenliebe

Der Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe wurde 1950 von Mutter Teresa in Kalkutta gegründet und 1965 vom Papst anerkannt. Der Orden betreibt mit rund 5000 Schwestern weltweit Institutionen für Bedürftige. 1955 eröffnete Mutter Teresa ein erstes Kinderheim in Kalkutta. Die Friedensnobelpreisträgerin von 1979 arbeitete mit dem Kinderhilfswerk Terre des hommes in Lausanne und einzelnen Adoptionsvermittlerinnen in der Schweiz zusammen.

Motive

Viele Paare adoptierten indische Kinder aufgrund einer medizinisch konstatierten Kinderlosigkeit oder des Wunschs, ihre Familie zu erweitern. Andere wollten eine sinnvolle Aufgabe übernehmen oder humanitär tätig werden. Oftmals waren der Mangel an Adoptivkindern in der Schweiz bzw. die langen Wartezeiten ausschlaggebende Gründe. Das Herkunftsland spielte kaum eine Rolle.

Mädchen bevorzugt

Zwischen 1979 und 2002 wurden in der Schweiz 2278 indische Kinder adoptiert, davon 68% Mädchen und 32% Knaben. Während in der Schweiz Mädchen bevorzugt wurden, adoptierten Paare in Indien lieber Knaben, um die Vererbungslinie fortzusetzen und Mitgiftzahlungen zu vermeiden. Patriarchale Strukturen führten zu Benachteiligungen von Mädchen wie einer schlechteren medizinischen Versorgung und Mangelernährung.

Quarantäne

Die Medizinhistorikerin Iris Ritzmann stellte fest, dass Terre des hommes 1978 unbefugt die «Quarantäne» für Amita in einem Genfer Privatspital anordnete. Solche Maßnahmen hätten von den Behörden ausgehen müssen, es gab jedoch keinen Grund dafür. Terre des hommes wies routinemässig ausländische Adoptivkinder in Quarantäne ein. 1980 stürzte ein siebenjähriger indischer Junge während der «Quarantäne» aus dem Fenster und starb, was das Hilfswerk als «Kette von unglücklichen Umständen» erklärte.

Reisebegleitung

Zürcher und Thurgauer Paare holten Kinder selbst in Indien ab oder ließen sie sich von dort bringen. Dabei kamen oft Flugbegleiterinnen zum Einsatz, die etwa im Auftrag von Terre des hommes in Lausanne oder des Vereins Adoption International die Kinder begleiteten. Airlines wie die Swissair oder die Air India unterstützten diese Kindertransfers organisatorisch und finanziell. Diese Praxis wurde jedoch in Indien kritisiert. Juristen wie Laxmikant Pandey prangerten die schlechte Betreuung und die damit verbundene Risiken für die Kinder an. 1984 führte dies zu den Laxmikant-Pandey-Richtlinien.

Religionen in Indien

Indien ist ein Land mit großer religiöser Vielfalt, in dem alle großen Weltreligionen vertreten sind, darunter Hinduismus, Islam, Christentum, Sikhismus, Buddhismus und Jainismus. Der Hinduismus, die älteste Religion, prägt das Land durch seine Lehren von Dharma, Karma und Moksha. Der Islam kam im 7. Jahrhundert, beeinflusste stark die Kultur, besonders während der Mogulherrschaft. Christentum wurde im 1. Jahrhundert eingeführt, Sikhismus im 15. Jahrhundert gegründet, und der Buddhismus erlebte eine Wiederbelebung im 20. Jahrhundert.

«Versuchskaninchen»

Im Sommer 1978 geriet die Schweizer Botschaft in Neu-Delhi in eine Affäre, als indische Behörden ermittelten, dass Kinder für Adoptionen in die Schweiz vermittelt und dort angeblich für Forschungsexperimente benutzt wurden. Eines dieser Kinder, Amita, wurde in Genf medizinisch behandelt und für pharmazeutische Tests verwendet, ohne Zustimmung der Adoptiveltern. Dies löste internationale Kritik aus, die auch von den Medien aufgegriffen wurde. Die Schweiz und Indien bemühten sich, die Affäre abzuschließen.

Überforderung

In der Schweiz interessierten sich viele Paare zunächst für die Adoption eines inländischen Kindes, jedoch nahm die Zahl verfügbarer Kinder ab den 1970er-Jahren ab. Um lange Wartezeiten zu umgehen, entschieden sich manche Paare für internationale Adoptionen, oft aus dem globalen Süden. Vermittlungsstellen wie Adoption International boten Schulungen an, die jedoch als wenig wirksam galten. Adoptiveltern berichteten von schlechter Vorbereitung und hohen Belastungen, während Institutionen in der Schweiz oft nicht auf die speziellen Bedürfnisse der adoptierten Kinder vorbereitet waren.